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Tipps für den sanften Wintersport

Faszination Schneeschuhwandern

Nahezu schwerelos gleitet man über den Schnee und erkundet die weiße Winterlandschaft. Dabei macht es nicht nur riesigen Spaß – Schneeschuhwandern ist auch ein sanfter Fitmacher und kinderleicht zu erlernen. Was die Faszination an diesem Wintersport ausmacht und worauf man als Anfänger achten sollte, verrät Schneeschuh-Spezialist Werner Koch, Geschäftsführer von Koch alpin, im Interview. Der Familienvater kann es kaum erwarten, dass es wieder los geht mit schönen Schneeschuhtouren in beeindruckender Winterlandschaft.

schneeshuh

Best of Winter: Schneeschuhwandern wird nach wir vor immer populärer – was macht in Ihren Augen die große Faszination aus?

Werner Koch: Schneeschuhwandern ist Entschleunigung. Beim Schneeschuhwandern geht es um Ruhe und Einsamkeit in einer unverbauten Landschaft. Jenseits von Alltagsstress und moderner Technologie erlebt man die Natur - so können wir heruntertakten und unsere Umwelt mit allen Sinnen genießen!

Best of Winter: Kann das jede/r?

Werner Koch: Ja, zum Schneeschuhwandern bedarf es keiner Vorkenntnisse! Das ist ja auch das Tolle an diesem Sport. Mit modernen Schneeschuhen ist das Schneeschuhwandern so einfach wie normales Spazierengehen – und jeder, vom Kind bis zum Senior, kann mitmachen. Darüber hinaus ist es extrem gesund und wird mittlerweile von einigen Ärzten bei Problemen mit dem Stoffwechsel oder dem Kreislauf verschrieben.

Best of Winter: Was trage ich eigentlich „unter" dem Schneeschuh? Und wie ziehe ich ihn an und aus?

Werner Koch: Man sollte feste Bergschuhe mit guter Sohle tragen. Der Schuh sollte mindestens knöchelhoch sein und gut isolieren, schließlich befindet sich der Fuß über mehrere Stunden in einer Bindung, da kann er leicht auskühlen. Wasserfestigkeit ist natürlich Grundvoraussetzung! Gummistiefel oder Moon-Boots eignen sich aber nicht; sie sind nicht stabil genug. Ebenfalls sehr wichtig ist ein Paar Gamaschen, das ein Eindringen von Schnee in den Schuh verhindert. Sie werden am Unterschenkel über der Hose und dem Schuhhals getragen.

Best of Winter: Es gibt ja mittlerweile die unterschiedlichsten Modelle – welcher Typ Schneeschuh eignet sich beispielsweise für eine alpine Winterwanderung?

Werner Koch: Die wichtigste Unterscheidung bei Schneeschuhen ist die zwischen einem Kunststoff-Rahmen („Moderns") und einem Aluminium-Rahmen („Classics"). Wenn ich in eher steileres Gelände gehe, brauche ich einen steiferen, kleineren Rahmen, der auch bei unterschiedlichsten Schneebedingungen gut greift: Kunststoff.

Best of Winter: Und wenn ich in der Ebene bleibe?

Werner Koch: Der klassische Schneeschuh bzw. „Classic" hat einen Aluminiumrahmen und ist für weite Flächen und Tiefschnee gedacht. Er ist weicher und hat einen besseren Auftrieb. In unseren Gefilden kann er nicht so häufig eingesetzt werden: Selten findet man weite Flächen mit tiefem Pulverschnee. Daher ist der vielseitigere Modern bei uns beliebter, auch für die Ebene. Einen wichtigen Vorteil bietet der Classic aber: Wenn ich eher schwer bin, kann es passieren, dass ich mit den kleinen Tellern des Modern zu leicht einsinke. Dann bietet sich der Classic an.

Best of Winter: Worauf sollte ich beim Kauf von Schneeschuhen besonders achten?

Werner Koch: Kaufen Sie ein Modell, das zu Ihnen passt – es gibt Schneeschuhe für Kinder, Jugendliche, Frauen oder Männer. Und achten Sie auf die Qualität, das ist ganz wichtig! Ob ein Schneeschuh hochwertig verarbeitet wurde, erkennen Sie zum Beispiel daran, ob er eine freischwingende Bindungsachse hat, über eine Steighilfe verfügt und aus hochwertigem Material ist. Die Classics beispielsweise sollten leicht sein und ein reißfestes Verdeck haben, die Moderns sollten aus biegsamen, weichen Kunststoff sein. Ich rate im Übrigen ab von Schuhen unter 70 bzw. 80 Euro, wie sie gelegentlich vom Discounter angeboten werden – für diesen Preis kann man keinen qualitativen Schneeschuh herstellen.

Best of Winter: Brauchen Frauen einen anderen Schuh als Männer?

Werner Koch: Ja. TUBBS hat mit einer Gruppe von Medizinern Schneeschuhe speziell für Frauen entwickelt, da ihr Bewegungsapparat anders funktioniert, sprich: Frauen gehen anders. Zudem ist die Bindung auch für kleinere Füße geeignet. Natürlich muss eine Frau nicht zwingend einen Frauen-Schneeschuh kaufen, wenn ihr ein Herrenmodell passt. Aber ich denke, dass man von dem Know-How, das in die Entwicklung der Damenmodelle fließt, als Frau nur profitieren kann.

Best of Winter: Wie viel Budget sollte ich für einen guten Schneeschuh einplanen?

Werner Koch: Ein Schneeschuh für Anfänger oder gemäßigte, gemütliche Touren kostet ca. ab 150 Euro aufwärts. Ein Schneeschuh für den etwas ambitionierteren Schneeschuhwanderer, der es etwas alpiner mag, startet bei ca. 200 Euro.

Best of Winter: Kann Schneeschuhwandern auch gefährlich sein und falls ja: Wie lassen sich diese Gefahren vermeiden?

Werner Koch: Unter normalen Umständen nicht. Wenn ich jedoch eine Tour in den Bergen plane, bin ich wie jeder andere Wintersportler alpinen Gefahren ausgesetzt, insbesondere der Lawinengefahr. Ich kann deshalb nur jedem raten, eine entsprechende Ausbildung bei einem Alpenverein zu absolvieren und Ausrüstung (Sonde, Suchgerät und Schaufel) dabei zu haben – oder an einer geführten Tour teilzunehmen.

Best of Winter: Haben Sie eine persönliche Lieblingstour?

Werner Koch: Ich bin gerne mit den Schneeschuhen in der Silberregion Karwendel in Tirol unterwegs. Dort wird eine Vielfalt an Touren angeboten, von einfach bis schwer. Eine besonders schöne Familientour ist die TUBBS Schneeschuhrunde Hochpillberg.

Best of Winter: Haben Sie auf Ihren Touren schon Tiere beobachten können?

Werner Koch: Ja, selbstverständlich: Gämsen, Füchse, Auerhähne, Birkhühner, Spitzmäuse, Hasen... einmal sogar einen Adler! Wo wir gerade davon sprechen, noch ein kleiner Appell: Man sollte auf ausgewiesene Wildschutzgebiete und Ruhezonen achten und die Tiere nicht beim Winterschlaf oder bei Fütterungen stören! Wenn ich eine Fährte im Schnee entdecke, nicht hinterherlaufen! Man sollte immer auf einer Route, egal ob selbst gewählt oder ausgeschildert, bleiben, statt ziellos hin- und herzuwandern, denn das belastet Flora und Fauna.

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